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Aus- und Fortbildung

Sternstunden der Medizin 2024

Herausragende Vortragende aus dem regionalen medizinischen Journal Impact Factor-Ranking präsentierten ihre rezenten Forschungsergebnisse bei den zweiten „Sternstunden der Medizin“ von Salzburger Ärztegesellschaft und Ärztekammer.

Von Mag. Christoph Schwalb | med.ium 1+2/2024 | 2.2.2024 | Fotos: Uwe Brandl

Zum zweiten Mal luden Salzburger Ärztegesellschaft und Ärztekammer ihre Mitglieder Anfang Februar zur medizinischen Abendfortbildung in stilvollem Ambiente bei Pappas Österreich am Salzburger Flughafen. Über hundert Medizinerinnen und Mediziner folgten der Einladung zu den Sternstunden der Medizin 2024.

Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen mit Führungsverantwortung aus Stadt und Land Salzburg nutzten die Gelegenheit zum Austausch

Nach der Begrüßung der Gäste durch Dr. Klaus Kubin (Kurienobmann-Stv. niedergelassene Ärzte) und Univ.-Prof. Dr. Maria Flamm (Vorständin Institut für Allgemein-, Familienund Präventivmedizin, PMU Salzburg) sowie Grußworten von Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer führten die beiden Moderatoren durch einen Abend voller spannender und inspirierender Impulsvorträge.

Den Auftakt zu den sechs Vorträgen der Abendfortbildung machte Dr. Elke Boxhammer. Sie ist Turnusärztin in Ausbildung zur Fachärztin an der Universitätsklinik für Innere Medizin II des Uniklinikums Salzburg. In Ihrem Vortrag „Steil bergauf – Wie die TAVI Frauenherzen rettet ...“ über Transkatheter-Aortenklappen- Implantationen (TAVI) verdeutlichte sie anhand Bilder einer privaten Bergtour auf der Insel La Réunion den Spagat zwischen Forschung und Spitalsarbeit, der eine hohe Frustrationstoleranz verlange. Für ihren Forschungsschwerpunkt „Pulmonale Hypertonie bei hochgradiger Aortenklappenstenose“ erhielt sie die Auszeichnung „Researcher of the Year 2023“. Es zeigte sich, dass der rechte Ventikel bei Frauen offenbar resilienter ist als bei Männern.

„Es war super organisiert in einem tollen Umfeld! Für mich persönlich war es eine Ehre, von der Ärztekammer eingeladen zu werden. Ich habe nie damit gerechnet und mich irrsinnig  darüber gefreut und sogar einen Dienst tauschen müssen, um heute hier sein zu können. Ich nehme von diesem Abend mit, dass es ganz hervorragende Vortragende und Vorträge waren, die hier hervorragend ausgewählt worden sind. Und ich habe mehr Lust auf solche Events der Ärztekammer, weil es top organisiert war!“

Univ.-Prof. Dr. Dirk Strunk ist seit 2013 Gründungsvorstand des Instituts für Zelltherapie an der PMU Salzburg. Das Institut entwickelt Plattform-Technologien für die klinische zellbasierte regenerative Medizin. Schwerpunkt sind Anwendungen von pluripotenten (hiPSC) und adulten Stammzellen, humanes Plättchenlysat (hPL) und extrazelluläre Vesikel (EVs) bei verschiedenen Krankheiten. In seinem Vortrag  "Regenerative cell-based therapies for broken hearts and bones“ gab er Einblicke in die Herstellung von Organoiden im Labor sowie die Sicherheit von Zelltherapien. Prof. Strunk hat über 100 Publikationen hervorgebracht (zuletzt die bislang größte durchgeführte Metaanalyse im Bereich der Vesikelforschung) und forscht mit seinem Team in drei laufenden EU-Projekten in diesem Bereich.

„Die Veranstaltung war für mich absolut spektakulär! Wir haben am Anfang Forschung in Spezialgebieten, dann Datenbankforschung und am Ende dieser sechs Vorträge Analysen erlebt, wo weltweite Netzwerke genutzt wurden, um Auswirkungen von spinal cord injuries zu erheben – von einem PhD-Studenten einer Salzburger Uni als Erstautor. Also unglaublich, was sich da entwickelt hat seit der Gründung der PMU! Und dann am Ende als Krönung der Veranstaltung ein Beitrag im New England Journal, in dem Adipositasbehandlung mit GLP1-Rezeptor-Agonisten bei Kindern untersucht wurde. Das war einfach absolut zeitgerechtauf den Punkt, bei der derzeitigen Diskussion um die Abnehmspritzen. Ich war baff, muss ich sagen!“

Univ.Prof. Saskia Wortmann ist Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde und leitende Oberärztin des Bereichs für angeborene Stoffwechselerkrankungen an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg. Ihr Vortrag „Seltene Erkrankungen – maßgeschneiderte Behandlung“ über Stoffwechselerkrankungen wie der glycose storage disease (die Art und Weise, wie der Körper Glykogen, eine Form von Zucker, verwendet und speichert, ist hier verändert) mit in Folge Hypoglykämie und Entwicklungsstörungen machte deutlich, wie wichtig es ist, neue Therapien zu finden.

Neben der Patientenversorgung betreibt sie ihre Forschung mit Fokus auf die Entwicklung maßgeschneiderter Therapien für angeborene, seltene Stoffwechselerkrankungen und andere Entwicklungsstörungen. Sie hat mehr als 160 Fachpublikationen veröffentlicht, war bisher dreimal „PMU Forscherin des Jahres“ und wurde 2023 mit dem Förderpreis für Wissenschaft & Forschung der Stadt Salzburg ausgezeichnet.

„Ich freue mich auf diesen Abend in diesem außergewöhnlichen und schönen Ambiente, mich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen zu können und ihnen auch mal in dieser Form die vielleicht etwas trockene akademische Arbeit zu präsentieren. Ich beschäftige mich mit seltenen Erkrankungen und ich möchte heute vorstellen, dass es wichtig ist, diese seltenen Krankheiten zu diagnostizieren und, wo ganz besonders
mein Herz liegt, neue Therapien zu finden.“

Prof. Bernhard Wernly ist Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und derzeit im Zusatzfach Kardiologie. Er arbeitet im Krankenhaus Oberndorf sowie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg. Sein Vortrag „Relationships between education and non-alcoholic fatty liver disease“ zeigte den Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und dem Risiko für eine nicht-alkoholischen Fettleber (inzwischen steatotische Lebererkrankung genannt oder Dysfunctionassociated Steatotic Liver Disease (MASLD)) auf. Dies sei ein Marker für sozioökonomischen Status, so Prof. Wernly. Erkennen und Prävention seien wichtig, um der schlechteren Gesundheit aufgrund schlechterer Bildung trotz niedrigschwelligem Zugang entgegenzuwirken.

Neben der Patientenversorgung forscht Prof. Wernly im Bereich der Inneren Medizin, Intensivmedizin und im Bereich Public Health und klinische Epidemiologie, dies auch im Zentrum für Public Health und Versorgungsforschung am Institut für Allgemeinmedizin der PMU. Wernly war dort bereits mehrfach „Forscher des Jahres“, hat rund 200 peer reviewed-Publikationen veröffentlicht und in großen klinischen Studien mitgearbeitet.

„Ich bin hier, um von den Kollegen einen guten Überblick zu bekommen und zu erfahren, was alles Neues geschehen ist und um meine Daten zu präsentieren. Kernaussage meines Vortrages ist, dass wir, obwohl
wir ein sehr gutes Gesundheitssystem haben, das auch wirklich gut zugänglich ist, immer noch bei manchen Bevölkerungsschichten noch besser sein könnten. Die Programmpunkte der Ärztekammer sind immer fein und dass man dort KollegInnen über die Fachrichtung hinaus trifft, ist etwas Wertvolles.“

Dr. Mahdi Safdarian arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitätsklinik für Neurologie, Neurologische Intensivmedizin und Neurorehabilitation des Universitätsklinikums Salzburg. Unter seiner Leitung erstellte das weltumspannende Netzwerk von WissenschaftlerInnen „Global Burden of Diseases Network“ erstmals einen Atlas der globalen, regionalen und nationalen Belastung durch  Rückenmarksverletzungen im Zeitraum von 1990 bis 2019, den er in seinem Vortrag „Global burden of Spinal Cord Injury“ eindrucksvoll vorstellte. Die bahnbrechende Arbeit wurde 2023 in der Fachzeitschrift The Lancet Neurology (Impact Factor: 48,0) veröffentlicht. Dr. Safdarian wurde 2023 mit dem Christian-Doppler-Preis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten von der Salzburger Landesregierung ausgezeichnet.

„Ich persönlich bin der Meinung, dass diese Art von Treffen dazu führt, dass man sich kennenlernt. Gerade diejenigen, die erfolgreich in hochrangigen Fachzeitschriften veröffentlichen. Sie kennen sich alle und es kann eine Grundlage für neue Verbindungen und vielleicht neue Teamarbeiten sein. Das ist das wichtigste Ergebnis dieses Treffens heute Abend für mich.“

Die Vortragsrunde schloss Prim. Univ.-Prof. Dr. Daniel Weghuber mit seinem Vortrag „Semaglutide bei Adipositas bei Jugendlichen: was soll der Hype?“. Der Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg mit Fachgebiet Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung bekräftigte, einen Unterschied in Prävention und Therapie von Jugendlichen mit Adipositas machen zu wollen. Mit seiner Publikation der Forschungsergebnisse einer randomisierten klinischen Studie (RCT) zu Semaglutid als Behandlung für adipöse Teenager aus der „step teens research study“ im New England Journal gelang ihm ein High Impact- Faktor von über 170.

Die heftige Diskussion um Semaglutide sei bemerkenswert, so Prof. Weghuber. Adipositas sei eine Erkrankung und keine Schuldzuweisung. Ein früher Therapiebeginn fördere einen gesunden BMI und führe zu einem Gewinn von Lebensqualität. Er plädiere für ein gezieltes Einsetzen von Semaglutiden, eine fixe Einsatzdauer sei aber noch nicht absehbar, so Weghuber.

Als Klinikvorstand und Universitätsprofessor für Kinder- und Jugendheilkunde bekleidet er den Lehrstuhl für Pädiatrie an der PMU und setzt sich umfassend in Lehre/Forschung und Patientenversorgung ein. Sein Engagement betrifft den Bereich Early-Life-Care ebenso wie die Umsetzung eines translationalen Konzepts der Adipositas-Versorgung und die Beteiligung an nationalen wie internationalen Forschungsgremien.

„Es ist ein völlig neues Format in einem ungewohnten Ambiente, jetzt zum zweiten Mal, das hat sich offenbar schon bewährt. Ich verspreche mir Aufmerksamkeit für Themen, ein Publikum, das dieses Ambiente auch schätzt und sich in ganz ungezwungener Atmosphäre dazu austauscht. Die Therapie von Jugendlichen mit Adipositas ist einem – in positivem Sinne – gravierenden Wandel unterworfen, wir haben jetzt auch Medikamente zur Verfügung, die sehr wirksam sind, und eine dieser Studie dazu habe ich geleitet und stelle ich hier vor. Dieser Hype muss aber sehr gut eingeordnet werden, nämlich in ein  Gesamtversorgungskonzept, und das ist die Aufgabe der nächsten Zeit.“

Im Anschluss ließen die Gäste den Abend bei anregenden Gesprächen zur Vernetzung unter Kolleginnen und Kollegen ausklingen.

Vielen Dank allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie Partnern, die diese aufregende Fortbildungsveranstaltung möglich gemacht haben!

Mehr Infos:

www.aeksbg.at/sternstunden-der-medizin 

Weitere Stimmen

„Ich finde es enorm erfreulich, wie intensiv geforscht wird in Salzburg. Wir sehen einfach, dass die großen Forschungstreiber die Medizin und die Digitalisierung sind. Da tut sich am  allermeisten, vor allem bei der Künstlichen Intelligenz, und wenn beides verbunden wird, dann ist das ein richtiger Booster. Salzburg ist da sehr gut mit dabei mit der Universitätsklinik und der PMU und den unterschiedlichen Einrichtungen. Das Land investiert enorm, wir haben ein Forschungsbudget wie nie zuvor und eine Life Science-Strategie, die sich wirklich sehen lassen kann.“

„Ich bin wirklich begeistert! Es ist eine Veranstaltung gewesen, wo man allen Vortragenden angemerkt hat, wie deren Feuer für die Wissenschaft aber auch für die Umsetzung der  Patientenversorgung, die Relevanz für das Gesundheitswesen, wie das durchgedrungen ist. Das zweite ist, es ist wirklich ein Highlight, auch für die PMU, weil wir uns hier am Standort Salzburg und auch am Uniklinikum seit über 20 Jahren entwickelt haben. Das Dritte ist, wir können sehr stolz sein, dass das gesamte Bundesland Salzburg eine Universitätsmedizin hat. Das war heute so deutlich mit der Qualität der Arbeit verbunden und das Besondere war, dass man es verständlich und praxisnah vorgestellt bekommen hat. Ich kann der Gesellschaft nur gratulieren für diese Veranstaltung und ich meine, dass man regelmäßig solche Sternstunden veranstalten sollte.“

„Ich finde, das war ein ganz toller Abend. Mir hat das Format schon letztes Jahr sehr gefallen und ich fand es sehr inspirierend und interessant, in einer kurzweiligen Aneinanderreihung von Vorträgen die Bandbreite zu sehen, was alles an Forschung passiert. Das ist eine gute Möglichkeit, um Forschung kennenzulernen und sich unter den Forschenden auszutauschen.“

Bilder: Sternstunden der Medizin 2024