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Medizin in Salzburg

Schnarchen kann gefährlich sein – das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom

Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ist eine sehr häufige Erkrankung, in Österreich sind bis zu 1,3 Millionen Menschen von dieser Erkrankung betroffen, Männer häufiger als Frauen.

Von Dr. Alexander Kunz | med.ium 1+2/2024 | 19.2.2024

Beim obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom erschlaffen während des Schlafes die Zungenmuskulatur und das umliegende Gewebe. Durch das Zurückfallen der Zunge kommt es zu einer Verlegung der oberen Atemwege, wodurch es zu einer Atempause kommt. Dadurch bedingt kommt es zu einem Sauerstoffmangel im Körper, der zu Mikro-Aufwachreaktionen führt, sogenannten Arousals. Diese Arousals sind sehr häufig mit einem lauten, unregelmäßigen Schnarchen vergesellschaftet.

Durch die vermehrten Weckreaktionen kommt es zu einer Fragmentierung des Schlafes, dadurch ist der Schlaf nicht erholsam, tagsüber kommt es zu einer vermehrten Tagesschläfrigkeit und zu Konzentrationsstörungen. Die Folgen sind häufig eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität sowie eine vermehrte Unfallneigung.

Auch birgt das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom ein hohes Risiko für zerebrovaskuläre, kardiale oder metabolische Folgeerkrankungen: mehrere Studien zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und einem deutlich erhöhten Schlaganfallrisiko. Eigene Daten zeigen, dass 70 Prozent der untersuchten Schlaganfallpatienten auch an einer Schlafapnoe leiden.

Die arterielle Hypertonie ist ebenfalls mit einem obstruktiven Schlafapnoe- Syndrom vergesellschaftet – 80 Prozent der Patienten mit einem medikamentenresistenten Bluthochdruck haben eine Schlafapnoe, außerdem leidet jeder dritte Patient mit arterieller Hypertonie an einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom.

Zudem ist ein enger Zusammenhang von Schlafapnoe und Diabetes mellitus Typ II bekannt: Knapp die Hälfte der Patienten mit Diabetes leidet an einem Schlafapnoe-Syndrom.

Kardiale Erkrankungen sind ebenso mit Schlafapnoe assoziiert: das Risiko eines Vorhofflimmerns ist deutlich erhöht, drei von vier Menschen mit einer Herzinsuffizienz leiden daran.

Ebenfalls mit einem Schlafapnoe-Syndrom assoziiert sind psychische Erkrankungen. So zeigt die Hypno-Laus-Studie, dass ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Depressionen besteht.

Für die Diagnose des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms ist eine gute Anamnese essenziell

Spezifische Fragebögen wie das „Berlin Questionnaire“ können dabei unterstützend sein. Vor allem die wichtigsten Hauptsymptome (lautes, unregelmäßiges Schnarchen sowie Tagesschläfrigkeit und Konzentrationsstörungen untertags) sollen unbedingt erfragt werden.

Wenn sich in diesem Anamnesegespräch der Verdacht auf ein Schlafapnoe-Syndrom zeigt, soll an einem Spezialisten für Schlafmedizin überwiesen werden, wo eine apparative Messung des Schlafes mittels ambulantem Apnoe-Screening erfolgt. Wenn sich dort die Verdachtsdiagnose bestätigt, ist eine polysomnographische Abklärung und Therapie-Einleitung in einem medizinischen Schlaflabor unbedingt  notwendig.

Die respiratorischen Ereignisse werden dort genau aufgezeichnet und vermessen und die Schwere des Schlafapnoe Syndroms mittels dem sogenannten Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) beziffert. Dabei werden alle respiratorischen Ereignisse während des Schlafs durch die Anzahl der Stunden Schlaf dividiert. Bei einem AHI von fünf bis 15 pro Stunde Schlaf spricht man von einer leichten Schlafapnoe, bei einem
AHI von 15 bis 30 pro Stunde Schlaf von einem mittelschweren OSAS, ein schweres obstruktives Schlafapnoe-Syndrom hat mehr als 30 respiratorische Ereignisse in der Stunde. Eine Therapie soll ab einem mittelschweren OSAS ab einem AHI von 15/h erfolgen.

Bei einer leichten Form des Schlafapnoe- Syndroms ist häufig eine Lifestyle-Modifikation ausreichend: sehr häufig kommt es durch Gewichtsreduktion bzw. Reduktion von Alkoholkonsum abends zu einer ausreichenden Besserung. Beim lageabhängigen Schlafapnoe-Syndrom, bei dem die respiratorischen Ereignisse fast ausschließlich in Rückenlage auftreten, ist eine Rückenlageverhinderungsweste sinnvoll.

Die Standardtherapie ist aber die Heimbeatmung mittels einer CPAPTherapie: Dabei wird über eine Maske ein Überdruck im Nasen- und Rachenraum erzeugt, sodass die Atemwege im Schlaf nicht mehr kollabieren. Dadurch werden die Atempausen vermieden.

Unterkiefer-Protrusionsschienen und Zungenschrittmacher sind ebenso anerkannte und bewährte Behandlungsmöglichkeiten, die zu einer deutlichen Verbesserung der Schlafqualität führen können – diese sollen interdisziplinär angepasst und eingestellt werden.

Zusammenfassend ist das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom eine sehr häufige Erkrankung, die zu einer massiven Einschränkung der Lebensqualität führen kann und sehr oft mit schweren Erkrankungen vor allem im zerebro- und kardiovaskulären Bereich und im metabolischen Bereich vergesellschaftet ist. Diese Erkrankung ist gut behandelbar, eine gute Therapie kann das Leben verlängern und die Lebensqualität
spürbar verbessern.

Mehr Infos:

HypnoLaus-Studie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25682233/

Berlin Questionnaire: www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK424168/bin/appb-fm1.pdf