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Salzburger Ärzteausbildung: Evaluierung 2024 zeigt Verbesserungen

Zwischen März und Mai 2024 hatten insgesamt 687 Ärzt*innen aus 101 Abteilungen in Salzburg die Möglichkeit an der diesjährigen Ausbildungsevaluierung teilzunehmen.

Von Dr. Matthias Vavrovsky, Ausbildungsausschuss-Vorsitzender | med.ium 9+10/2024 | 10.10.2024

Zwischen März und Mai 2024 hatten insgesamt 687 Ärzt*innen aus 101 Abteilungen in Salzburg die Möglichkeit an der diesjährigen Ausbildungsevaluierung teilzunehmen. Die Evaluierung wurde von der Bundeskurie der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer durchgeführt, wobei die technische Umsetzung und Auswertung erneut von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) übernommen wurden. Dieses Vorgehen basiert auf einem bewährten Modell, das bereits in der Schweiz und Deutschland erfolgreich Anwendung findet.

Der achtseitige Fragebogen umfasste 52 Fragen, die verschiedene Aspekte der ärztlichen Ausbildung abdeckten. Bewertet wurden unter anderem die allgemeine Zufriedenheit mit der Ausbildungsstätte, die Möglichkeiten zur Aneignung fachlicher Kompetenzen sowie die Förderung des Lernens innerhalb der Einrichtung. Darüber hinaus wurde erhoben, inwieweit Ausbildungsärzt*innen in Entscheidungsprozesse eingebunden sind und wie die Führungskultur sowie die Interaktionen mit Vorgesetzten gestaltet sind. Weitere Schwerpunkte der Befragung lagen auf dem Umgang mit Fehlern, der Patientensicherheitskultur und der Vermittlung evidenzbasierter Medizin. Abschließend gaben die teilnehmenden Ärzt*innen eine Einschätzung zur allgemeinen Betriebskultur in ihren Abteilungen ab. Die Bewertung erfolgte auf einer sechsstufigen Skala, wobei 1 für „sehr schlecht“ und 6 für „sehr gut“ stand.

In diesem Jahr wurde in Salzburg eine Rücklaufquote von 65 % erreicht, was einen bemerkenswerten Zuwachs von 14 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Damit verzeichnete Salzburg den höchsten Anstieg unter den Bundesländern und belegt mit dieser Quote bundesweit den zweiten Platz. Dieser Anstieg unterstreicht das gestiegene Interesse und Engagement der Ausbildungsärzt*innen in Salzburg, ihre Ausbildungsbedingungen aktiv zu bewerten und zu verbessern.

Salzburg konnte sich in allen relevanten Aspekten im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Der durchschnittliche Bewertungsschnitt der Ausbildungsqualität stieg von 4,5 im Jahr 2023 auf 4,7 Punkte im Jahr 2024, was eine positive Entwicklung signalisiert. Damit belegt Salzburg im Bundesländervergleich den dritten Platz, hinter dem Burgenland (4,90) und Oberösterreich (4,79).

Hervorzuheben ist, dass Salzburg in den Fachbereichen Allgemeinchirurgie und Kinder- und Jugendheilkunde die höchsten Bewertungen in ganz Österreich erzielte. Mit 4,81 Punkten in der Allgemeinchirurgie und beeindruckenden 5,1 Punkten in der Kinder- und Jugendheilkunde setzt Salzburg klare Maßstäbe.

Die Basisausbildung in Österreich wird im Vergleich zu den Facharztausbildungen weiterhin als weniger zufriedenstellend bewertet, mit einem landesweiten Durchschnitt von 4,37. Salzburg hebt sich jedoch positiv ab, indem es in der Basisausbildung einen Durchschnittswert von 4,56 erreicht und damit im Bundesländervergleich den zweiten Platz einnimmt. Diese Verbesserung könnte auf eine optimierte Koordination der Ausbildungsrotationen zurückzuführen sein, die es den Ausbildungsärzt*innen ermöglicht, in Fachbereichen zu arbeiten, die ihren Interessen entsprechen.

Ein weiterer Aspekt der Evaluierung zeigt, dass die Facharztausbildung mit einem Durchschnitt von 4,73 Punkten weiterhin etwas besser bewertet wird als die Ausbildung in Allgemeinmedizin in Krankenhäusern, die im Durchschnitt 4,53 Punkte erreicht. Diese Differenz verdeutlicht, dass Facharztausbildungen in einigen Bereichen als qualitativ hochwertiger wahrgenommen werden. Besonders auffällig ist der Unterschied in den Fachbereichen Orthopädie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Im Gegensatz dazu zeigen sich in den Bereichen Kinder- und Jugendheilkunde, Psychiatrie und Anästhesie nahezu gleichwertige Bewertungen zwischen Facharzt- und Allgemeinmedizinausbildung.

Die Ausbildung in Ordinationen und Lehrpraxen erweist sich ebenfalls als erfolgreich, insbesondere im Bereich der allgemeinmedizinischen Ausbildung. Mit einem hervorragenden Durchschnittswert von 5,44 wird diese Ausbildungsform besonders gut bewertet. Diese hohe Bewertung unterstreicht das Potenzial von Ordinationen als wertvolle und ergänzende Ausbildungsorte.

Grundsätzlich zeigen die detaillierten Auswertungen der österreichweiten Daten, dass kleinere Ausbildungseinheiten tendenziell besser bewertet werden als größere Abteilungen. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass in kleineren Teams die Anonymität geringer ist, was möglicherweise zu vorsichtigeren und positiveren Bewertungen führt. Gleichzeitig könnte es auch daran liegen, dass kleinere Einheiten oft eine intensivere Betreuung und eine engere Teamdynamik bieten, was sich positiv auf die Gesamtbewertung auswirkt.

Trotz der positiven Entwicklungen bleibt die Vermittlung evidenzbasierter Medizin ein Kritikpunkt. Im Vergleich zur Schweiz schnitten die österreichischen Ausbildungsstätten in diesem Bereich schlechter ab, was auf bestehenden Verbesserungsbedarf hinweist. Die gezielte Förderung der evidenzbasierten Medizin bleibt daher ein zentrales Anliegen, um die Ausbildungsqualität weiter zu steigern und internationalen Standards gerecht zu werden.

Die Ergebnisse der Ausbildungsevaluierung 2024 bilden eine solide Grundlage für die Weiterentwicklung der medizinischen Ausbildung in Salzburg. Mit gezielten Maßnahmen zur Optimierung der Arbeitsbedingungen und des Ausbildungsumfelds sollen nicht nur die bereits hohen Bewertungsergebnisse gefestigt, sondern auch Bereiche mit Verbesserungsbedarf gezielt angegangen werden. Die hohe Rücklaufquote sowie die verbesserten Bewertungsschnitte zeigen, dass Salzburg bereits ein unterstützendes Ausbildungsumfeld bietet und sich als wettbewerbsfähiger und attraktiver Standort für angehende Ärztinnen und Ärzte etabliert hat.

Um diese Fortschritte weiter voranzutreiben, ist die Stärkung der ausbildungsverantwortlichen Kolleg*innen entscheidend, da sie maßgeblich zur Qualität der Ausbildung an den Ausbildungsstätten beitragen. Investitionen in Zeitressourcen, Karriereentwicklungsmöglichkeiten und Fortbildungsangebote können ihre Arbeit weiter unterstützen und damit die kontinuierliche Verbesserung der Ausbildungsqualität ermöglichen.

Ein besonderer Dank gilt allen Ausbildungsärzt*innen, den Vertreter*innen der Spitäler, Abteilungsleiter*innen und Ausbildungsverantwortlichen, die maßgeblich zu der hohen Teilnahmebereitschaft beigetragen haben. Ihr aktives Engagement und ihre Unterstützung bei der Durchführung der Evaluierung waren entscheidend dafür, wertvolle Einblicke in die aktuellen Ausbildungsbedingungen zu gewinnen. Die hohe Rücklaufquote zeigt deutlich, dass ein starkes Interesse an der Evaluierung besteht und dass alle Beteiligten die Bedeutung dieses Prozesses für die kontinuierliche Verbesserung der ärztlichen Ausbildung anerkennen.

Die detaillierten Ergebnisse und umfassenden Berichte sind auf den Homepages der Österreichischen und Salzburger Ärztekammer verfügbar und stehen allen Beteiligten zur Verfügung, um den fortlaufenden Dialog und die Weiterentwicklung im Bereich der ärztlichen Ausbildung zu fördern.