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Leitartikel

Noch einmal gut gegangen

Der Leitartikel aus dem Präsidium.

med.ium 11+12/2023 | 13.12.2023

„Noch einmal gut gegangen“, diese Erfahrung kennt wohl jeder, wenn man nach dem Schrecken, nach dem Entsetzen gewahr wird, dass man nicht „abgestürzt“ ist und alles nochmals irgendwie überstanden hat. Nicht unähnlich ist derzeit die Lage der ärztlichen Standesvertretung. Die Entwürfe der Politik im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform sahen eine weitreichende Verschiebung der Entscheidungskompetenzen im kassenärztlichen Bereich zur Sozialversicherung und Politik vor. Die sich daraus ergebende Machtasymmetrie hätte zwangsläufig die Attraktivität der Kassenstellen weiter gesenkt. Und gerade für Salzburg hätte der Zwang zu bundesweiter Vertragshomogenität vieles in Frage gestellt was in den vergangenen Jahren in unserem Bundesland erreichbar war.

Es waren wohl die Argumente mit diesen Perspektiven, die die Salzburger Landespolitik veranlasst hat, daran mitzuwirken, im allerletzten Moment noch verbessernde Änderungen zu erreichen. Dafür ist die Ärztekammer Salzburg ausdrücklich dankbar.

Aber wie konnte es soweit kommen? Wie konnte es passieren, dass die für diese Themen zuständige Österreichische Ärztekammer nicht in die Gespräche und Verhandlungen eingebunden war, Termine bei  politischen Entscheidungsträgern nicht verfügbar waren und der Gesetzesentwurf erst zehn Tage vor geplanter Beschlussfassung auf „informellem“ Weg zur Standesvertretung fand?

„Es ist ureigenste Aufgabe der Ärztekammer, einerseits Grundlagen und andererseits auch umfassende innovative Versorgungsstrategien zu entwickeln und in den gesundheitspolitischen Diskurs einzubringen.“

Natürlich ahnen oder wissen sie es. Denn selbst bei oberflächlichem Medienkonsum konnten die auffälligen Zustände in der Ärztekammer Wien mit bundesweiter negativer Ausstrahlung auf die Standesvertretung nicht übersehen werden. Und die derzeitige Personalunion des Präsidenten der Ärztekammer für Wien und der Österreichischen Ärztekammer verbessern die Wahrnehmung der Standesvertretung sicher nicht.

Aber eines ist auch sicher – regelmäßig wiederkehrende „Mobilmachungen“, begleitet von martialischer Rhetorik sind keine dauerhaft erfolgversprechende Strategie. Sie nutzt sich ab und sie beginnt auch das Ansehen der Ärzteschaft zu beschädigen.

Änderung ist daher dringend geboten. Der rasante Wandel der Medizin, fundamentale gesellschaftliche und technologische Veränderungen und sich ändernde Berufsvorstellungen unserer Kolleginnen und Kollegen erzwingen neue Konzepte auch im Gesundheitswesen. Und es ist ureigenste Aufgabe der Ärztekammer einerseits Grundlagen und andererseits auch umfassende innovative Versorgungsstrategien zu entwickeln und in den gesundheitspolitischen Diskurs einzubringen. Dies steht in keinerlei Widerspruch zu Aufgabe der ÄK als Interessensvertretung. Ganz im Gegenteil – ein gut funktionierendes Gesundheitssystem ist Grundlage einer prosperierenden Ärzteschaft.

Mit kollegialen Grüßen

Dr. Karl Forstner

Präsident der Ärztekammer für Salzburg

MR Dr. Christoph Fürthauer

Vizepräsident der Ärztekammer für Salzburg

Dr. Priv.-Doz. Dr. Jörg Hutter

Vizepräsident der Ärztekammer für Salzburg

Eberhard Brunner

Finanzreferent der Ärztekammer für Salzburg