Medium Digital » Newsdetail
Aus den Kurien

Ergebnisse der Ausbildungsevaluierung 2023

Zwischen März und Mai 2023 führte die Bundeskurie der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer eine Evaluierung der Ärzteausbildung durch.

Von Dr. Matthias Vavrovsky MBA | med.ium 9+10/2023 | 16.10.2023

In Salzburg könnten 647 Ausbildungsärzte aus 101 Abteilungen an dieser Evaluierung teilnehmen. Hierbei wurde ein achtseitiger Fragebogen mit 52 Fragen verwendet, der von den Ausbildungsärzten anonym ausgefüllt wurde. Die technische Umsetzung und Auswertung oblagen der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH Zürich) basierend auf einem Modell, das bereits in der Schweiz und Deutschland Anwendung findet.

Der Fragebogen bezog sich auf verschiedene Aspekte der ärztlichen Ausbildung. Darunter die allgemeine Beurteilung der jeweiligen Ausbildungsstätte und die Möglichkeiten zur Aneignung der entsprechenden Fachkompetenzen. Es wurde abgefragt, wie das Lernen innerhalb der Einrichtungen gefördert wird und in welchem Maße die Ausbildungsärzte in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Die Führungskultur in den jeweiligen Abteilungen und die Interaktionen mit übergeordnetem Personal waren ebenso Gegenstand der Befragung. Des Weiteren wurde die Handhabung von Fehlern sowie die Kultur der Patientensicherheit und der Umgang mit evidenzbasierter Medizin beleuchtet. Schließlich gaben die Ärzte auch eine Einschätzung zur allgemeinen Betriebskultur in ihren Abteilungen ab.

Ein wesentliches Element der Evaluierung ist eine transparente Veröffentlichung der Ergebnisse auf der Homepage der Österreichischen Ärztekammer. Die Resultate der einzelnen Ausbildungsstätten wurden in übersichtlichen Spinnengrafiken dargestellt und können nun mit den Ergebnissen geeigneter Vergleichsgruppen gegenübergestellt werden. Zusätzlich erhielten die ausbildungsverantwortlichen Abteilungsvorstände umfassende Berichte zu den Resultaten ihrer jeweiligen Abteilungen, wodurch gezielte Verbesserungsmöglichkeiten identifiziert werden können.

Ohne zu stark ins Detail zu gehen, möchten wir einige positive, aber auch negative Trends hervorheben: Positiv hervorzuheben ist, dass 328 Ärzte in Salzburg an der Evaluierung teilgenommen haben. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 51 % in Salzburg und liegt somit über dem österreichischen Durchschnitt von 44 %. Besonders bemerkenswert ist, dass dies das Dreifache der Teilnahmequote im Vergleich zu üblichen Online-Umfragen in der Vergangenheit ist.

Allerdings gab es auch Abteilungen, aus denen keine Rückmeldungen erfolgten. Konkret kam aus etwa 24 % der Abteilungen keine Reaktion, einschließlich zwei Abteilungen mit mehr als 10 Ausbildungsärzten. Diese Nichtbeteiligung einzelner Abteilungen zeigt, dass trotz der überdurchschnittlichen Beteiligung noch Bereiche existieren, in denen die Bedeutung der Evaluierung und die Bereitschaft zur Teilnahme verbessert werden könnte.

Die Ergebnisse der Evaluierung in Salzburg zeigten, dass die ärztliche Ausbildung auf einer sechsstufigen Skala (1 steht für eine schlechte und 6 für eine sehr gute Bewertung) mit 4,50 bewertet wurde. Dies  liegt genau am österreichischen Durchschnitt von 4,5 was darauf hindeutet, dass die Qualität der Ausbildung in Salzburg auf einem ähnlichen Niveau wie im gesamten Land ist. Es ist jedoch bemerkenswert, dass die Zufriedenheit der österreichischen Jungärzte insgesamt niedriger ausfällt als die ihrer Kollegen in der Schweiz, wo eine durchschnittliche Bewertung von 4,8 Punkten erzielt wurde.

Erfreulicherweise wurden 24 % der Ausbildungsstätten in Salzburg mit einer überdurchschnittlichen Bewertung von über 5 ausgezeichnet. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Raum für Verbesserungen: Knapp 7 % der Ausbildungsstätten erhielten eine Bewertung von unter 3,5, was in diesem Bewertungssystem als ungenügend gilt.

Die erhaltenen Daten zeigen außerdem, dass kleinere Abteilungen tendenziell besser in der Ausbildungsbeurteilung abschneiden. Ebenso erhielten die Lehrpraxen durchweg positive Bewertungen. Im Vergleich der österreichischen Fachausbildungen zeichneten sich die Salzburger Ausbildungsstätten insbesondere im Bereich der Kinderund Jugendheilkunde mit einem Durchschnitt von 4,96 aus und wurden als führend in ihrem Fachbereich anerkannt. Auch in der Orthopädie und Traumatologie erzielten Salzburger Einrichtungen gute Ergebnisse, wobei hier eine niedrigere Rücklaufquote insbesondere der größten Abteilungen
in diesem Fach als Dämpfer zu verzeichnen war. 

Übersicht: Ergebnisse der Ausbildungsevaluierung 2023

Im österreichweiten Überblick wurde die Basisausbildung mit einem Durchschnitt von 4,16 als unterdurchschnittlich bewertet. Allerdings weisen die Ergebnisse aus Standardkrankenhäusern in Salzburg mit einem Durchschnitt von 4,6 darauf hin, dass auch die Basisausbildung hohe Bewertungen erreichen konnte. Ein besonderer Kritikpunkt, der sowohl in Salzburg als auch in den anderen Bundesländern festgestellt wurde, war die Unzufriedenheit der Befragten in Bezug auf die Vermittlung der evidenzbasierten Medizin.

Das durchgeführte Feedback der Ausbildungsärzte ist ein zentraler Baustein, um die Qualität der ärztlichen Ausbildung zu bewerten und zu optimieren. Es liefert Aufschluss darüber, ob und in welchen Bereichen Ausbildungsabteilungen ihre Aufgaben erfüllen oder wo noch Handlungsbedarf besteht. Diese Erkenntnisse ermöglichen es, gezielt Verbesserungen umzusetzen, wodurch nicht nur die Ausbildungsqualität
gesteigert wird, sondern auch das Ansehen der jeweiligen Abteilung. 

Wir verfügen damit über eine solide Basis, um gemeinsam mit den Verantwortlichen in den Ausbildungsstätten und auf politischer Ebene gezielte Maßnahmen zur Optimierung der Arbeitsbedingungen, des Arbeitsumfelds und der Ausbildungsqualität für Ausbildungsärzte zu setzen.

Nach einer vertiefenden Auswertung der Daten beabsichtigen wir den Dialog und die Weiterentwicklung in diesem wichtigen Bereich fortzuführen.