Von Mag. Christoph Schwalb | med.ium 1+2/2025
Alles tanzt! Wenn der Ausruf, der einen schönen Tanzabend einläutet, ertönt, muss sich Dr. Andrea Lederer nicht lange bitten lassen. Die Frauenärztin aus Salzburg tanzt seit klein auf und ihr Lebenstraum war es schon immer, einmal an einer großen Tanzveranstaltung teilzunehmen.
Die Ärztin ist neben ihrem Beruf passionierte Tänzerin und hat sich am 21. August 2024 kurzentschlossen beim Casting zu „Dancing Stars – Das Casting“ des ORF in der Wiener Marx-Halle beworben. Gesucht wurden zehn AmateurInnen (fünf weibliche, fünf männliche), die vor den Augen der Jury ihr Können unter Beweis stellen. Aus insgesamt 900 AnwärterInnen schaffte es Dr. Lederer als eine von fünf Frauen in die Show.
Die gecasteten AmateurInnen mussten zusammen mit zehn ebenfalls zuvor gecasteten ProfitänzerInnen fünf Episoden lang Herausforderungen am Tanzparkett meistern. Dr. Lederer und ihre KollegInnen haben über eine Woche zusammen mit den Profis geprobt und am Ende auch mit je einem die Finalshow getanzt. „Die Profis mussten zwei Tänze im Finale tanzen, einen mit einem Amateur und einen mit einem Profi“, so die Ärztin.
Ziel der Finalshow war es, dass eine Profitänzerin und ein Profitänzer ihr Ticket für „Dancing Stars 2025“ (ab März 2025 in ORF 1) lösen. Dort werden die beiden dann mit Prominenten gegen andere Tanzpaare antreten. Dr. Lederers beindruckende Tanzeinlagen in den im vergangenen Herbst ausgestrahlten fünf „Dancing Stars – Das Casting“-Episoden sind im Streamingportal ORF ON zu sehen.
Die Proben und Tanzchoreografien beim ORF am Küniglberg sowie die Aufzeichnung der Show im Media Quartier Marx in Wien haben Dr. Lederer sehr gefallen. Sie hat die Produktionszeit sehr genossen, in der sie tolle Menschen kennenlernen und aufregende Erfahrungen machen durfte, die sie auf ihren Social media-Kanälen mit ihren Freunden und Patientinnen geteilt hat.
Dort klärt die Gynäkologin sonst über fachspezifische Medizinthemen auf und beantwortet Fragen ihrer Patientinnen. Im med.ium-Interview verrät die Ärztin, was sie alles bei „Dancing Stars – Das Casting“ erlebt hat und wie sie es schafft, neben ihrem Ärztinnenalltag so aktiv auf Social media zu sein.
med.ium: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich beim (Amateur-)Casting von ORF Dancing Stars zu bewerben? Wollten Sie unbedingt gewinnen oder galt der olympische Gedanke „Dabei sein ist alles“?
Dr. Andrea Lederer: Ich schaue schon seit vielen Jahren Dancing Stars und beneide all die Promis, die die Möglichkeit haben, wochenlang intensiv mit den unglaublich tollen Profitänzern zu trainieren. Es ist ein Lebenstraum, diese Möglichkeit zu haben. Ich bin jemand, der Herausforderungen liebt, ganz besonders körperlicher Natur, und nachdem ich das harte Training beim Tanzen nicht fühle, sondern einfach die Leidenschaft und den Spaß an der Bewegung, ist es für mich perfekt. Außerdem ist es wie eine Sprache, mit der man seine Emotionen ausdrücken kann, manchmal sogar besser als mit Worten. Und als ich dann von der Chance gehört habe, dass auch Amateure in dem Format einen Platz bekommen sollen, musste ich natürlich nicht zweimal nachdenken und hab mich schnurstracks dort beworben. Gewinnen stand für uns Amateure dann im Endformat nicht mehr im Vordergrund, auch wenn es zur Zeit der Bewerbung eigentlich geheißen hat, dass der Gewinner der Amateure sogar in der Hauptshow mittanzen sollte. Das hat die BBC dann aber leider geändert, da es ja Dancing with the stars heißt und nicht Dancing with the nonprofessionals. Sehr schade, da hätte ich natürlich um den Sieg gekämpft!
med.ium: Wie lange tanzen Sie schon?
Dr. Lederer: Tanzen bedeutet mir schon seit meiner Kindheit sehr viel. Als pummelige Dreijährige war ich erstmals in einer Ballettschule, da hatte das Ganze aber noch nicht so viel Sinn. Ich war noch zu verspielt, um dem rauen Ton meines Ballettlehrers standzuhalten. Erst mit 11 Jahren habe ich dann wieder angefangen mit dem klassischen Tanz, aber eher hobbymäßig, nicht zu verbissen, dann habe ich Jazzdance, Modern Dance und mit 16 klassisch die Tanzschule gemacht. Dort habe ich gemerkt, dass ich da hingehöre, ich habe alle Tanzabzeichen gemacht und dann kurze Zeit sogar bei Turnieren in Lateinamerikanischen- und Standardtänzen teilgenommen, bis ich dann mit dem Medizinstudium angefangen hab, das Zeit, Geld und Nerven gekostet hat. Es gab Zeiten, da habe ich täglich drei bis vier Stunden trainiert. Mit Beginn des Studiums habe ich aber dem Tanzen den Rücken zugekehrt, was ich wirklich bereue. Tanzen wäre neben der ärztlichen Tätigkeit der einzige Beruf gewesen, der mich ähnlich glücklich machen hätte können.
med.ium: Wie weit sind Sie gekommen? Wie lange dauerte Ihre Teilnahme und die gesamte Produktion der TV-Show?
Dr. Lederer: Die Casting-Show sollte als Vorbote zur Dancing Stars-Hauptstaffel im März 2025 stattfinden. Es wurden ein Profitänzer und eine Profitänzerin gecastet. Wir Amateure haben im Endeffekt nur die Promis gemimt. Wir waren das „Material“, an dem sich die Profis ausprobieren konnten. (lacht)
Es war von Anfang an klar, dass keiner der Amateure wirklich rausfliegt, aber jede „Woche“ einer der Profis, wo am Ende nur jeweils einer übrigbleiben konnte. Aber da die Profis sich minimierten, konnten auch nicht jede Woche alle Amateure trainieren, daher habe ich schon echt gezittert, ob ich hoffentlich nicht eine Woche pausieren muss. Zum Glück hat die Jury entschieden, dass ich jeden Tanz mitmachen durfte, andere, die aufgrund des Alters halt auch an ihre körperlichen Grenzen kamen, waren dann für eine Pause bestimmt.
Die Produktion war auf kürzeste Zeit zusammengeschraubt. Die „fünf Wochen“ waren eigentlich nur zehn reine Produktionstage. Wir Amateure waren am 20. August 2024 beim Massen-Casting und nach der Entscheidung ging‘s gleich los. Es wurden sofort Interviews gemacht und die ersten Aufnahmen für das Speed-Dancing. Dann hatten wir jeweils ca. zwei Tage Zeit, für einen Tanz zu trainieren und dann war wieder Drehtag. Es wurde alles vorab bereits im August gedreht, anders wäre das mit den Teilnehmern, Amateuren wie Profis, die ja alle berufstätig sind, auch nicht gegangen. Die Zeit für mich war einfach zu kurz. Ich hätte es locker noch einige Wochen ausgehalten! Wir waren im selben Hotel untergebracht und haben vom Aufstehen beim Frühstück bis spät abends nach dem Training oder Dreh die ganze Zeit zusammenverbracht. Daher sind wir alle in der kurzen Zeit ganz eng zusammengewachsen, menschlich haben wir uns in dieser intensiven Zeit sehr gut kennen und lieben gelernt, Amateure wie Profis. Wir haben ein unglaubliches Ereignis miteinander geteilt, das uns für immer verbinden wird.
med.ium: Da die Casting- und Aufzeichnungstermine beim ORF in Wien stattgefunden haben: Wie haben Sie die Teilnahme mit Ihrer Arbeit als Frauenärztin in Ihrer Salzburger Ordination vereinbart?
Dr. Lederer: Ich habe mir bei der Bewerbung die zehn Tage in der Praxis bereits geblockt, wir wussten, dass wir diese Zeit benötigen, falls wir ausgewählt werden. Ich bin mehr oder weniger direkt von meinem Sommerurlaub in die Show gegangen. Klar, dass da viel Arbeit liegen bleibt, gerade Befunde, Rückrufe, Briefe etc. Aber meine Assistentinnen haben mich da auch großartig unterstützt. Sie haben sich um alles in der Praxis gekümmert und mir Dinge abgenommen, die nicht unbedingt ich selbst machen musste, wie Terminvereinbarungen und -verschiebungen, Telefonat, Bestellungen von Rezepten usw.
med.ium: Was sagen Ihre Patientinnen, Ihre Angestellten und Ihre KollegInnen zu Ihrer Teilnahme?
Dr. Lederer: Meine Patientinnen haben alle unglaublich lieb reagiert. Über meine Social media-Plattformen konnten ja alle mitverfolgen, dass ich mich beworben habe und als ich dann beim Casting unter den fünf weiblichen von 900 Anwärterinnen war, haben sich alle ganz toll mit mir gefreut, mir gratuliert und ich habe sooo viele nette Nachrichten auf Instagram bekommen, die mich ermutigt haben. Insgesamt war das Feedback sehr positiv. Manchmal kommen jetzt Frauen in die Praxis und sagen tanzende Gynäkologin zu mir oder erzählen, dass ich von einem/einer meiner KollegInnen so genannt wurde.
med.ium: Da Sie auch auf der Videoplattform TikTok ziemlich erfolgreich sind mit über 14000 Followern: Als Ärztin im Rampenlicht zu stehen, bereitet Ihnen offenbar keine Probleme?
Dr. Lederer: Ja, das macht meinen Arzt-Alltag tatsächlich bunter! Ich habe immer schon gern ein bisschen geschauspielert, auch als Kind. Außerdem macht mir Fotografieren Spaß, womit ich im Studium sogar eine Zeit lang nebenbei etwas Geld verdient habe und ich komme aus einer Familie, in der schon ganz früh (in der Nachkriegszeit) Filme gedreht, geschnitten und bearbeitet wurden, damals noch die ganz, ganz alten Vorläufer der digitalen HD-Videos, also Filmrollen und so.
Aber meine Social media-Tätigkeit ist weniger ein Rampenlicht, dann würde ich mich jeden Tag mega schick machen müssen, als vielmehr Aufklärungsarbeit zu vielen aktuellen Frauenthemen. Ich bin da ganz authentisch, und das glaube ich, kommt so gut an. Es ist wichtig, viele Themen zu enttabuisieren und locker drüber zu sprechen, damit junge Frauen Antworten auf unausgesprochene Fragen und ältere Frauen Hilfe zu ihren Problemen bekommen, und sie sich gesehen und gehört fühlen.
med.ium: Wer ist Ihnen bei der Content-Produktion Ihrer Videos behilflich?
Dr. Lederer: Den Content, also die Inhalte und Texte, mache ich weitgehend allein! Es gibt auch kein Filmteam oder jemand, der mir das Licht hält und zurechtrückt. Ich produziere quasi in einer One-Woman-Show neben dem ganzen restlichen Arztalltag. Seit ein paar Monaten habe ich allerdings eine Content-Creatorin, die mir vor allem die Postings zeitlich plant, untertitelt und die Videos schneidet. Ich bin jemand, der am liebsten alles selbst machen würde, aber da der Tag nur 24 Stunden hat, muss ich lernen, manche Aufgaben einfach aus der Hand zu geben, auch wenn mir das schwer fällt!
Das Rampenlicht bei Dancing Stars war aber nicht das, was mich gelockt hat, tatsächlich war es das Training, die körperliche Herausforderung und das Gefühl, das Ergebnis auch zeigen zu können und ich würde bei Dancing Stars auf jeden Fall jederzeit wieder mitmachen.