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Der Marathonmann

Dr. Mahdi Sareban, MSc nimmt in seiner Freizeit leidenschaftlich gerne an Marathonbewerben teil. Wie er neben seinem anstrengenden Arztberuf zum Ausdauersport kam, erzählt er im Interview.

Von Mag. Christoph Schwalb | med.ium 5+6/2025

Als wenn der Beruf als Arzt nicht schon nerven- und kräftezerrend, also fordernd genug wäre, läuft Dr. Mahdi Sareban für sein Leben gerne Marathon. Der Internist, Kardiologe und Sportmediziner arbeitet in der Funktion des 1. Oberarzt und stellvertretenden Institutsvorstands an den Salzburger Landeskliniken (SALK) am Universitätsinstitut für präventive und rehabilitative Sportmedizin. Als außerplanmäßiger Professor für das Fach Sportkardiologie lehrt und forscht er zudem an der Paracelsus Medizinischen Universität (PMU). 

Der gebürtige Grazer hat bereits während seines Medizinstudiums die Liebe zum Marathonlauf entdeckt. Seitdem hat er an über 20 Marathonläufen, fünf Ironman-Triathlons und drei 100 km-Straßenläufen teilgenommen. Diese Form aktiver Lebensgestaltung, die Körper und Geist in Einklang bringt, gibt dem Ausdauersportler auch in seinem Beruf als Arzt viel – und nötigt Kolleg*innen wie Patient*innen größten
Respekt ab. 

In seinem Berufsalltag als Kardiologe und Sportmediziner betreut er sowohl Patient*innen als auch leistungsorientierte Athlet*innen hinsichtlich Prävention und Rehabilitation. Bei Sportler*innen kümmert er sich insbesondere darum, deren gesundheitliche Belastungsgrenzen zu definieren, damit sie ihren Sport langfristig und beschwerdefrei ausüben können. Im klinischen Alltag hilft Dr. Sareban überwiegend Patient*innen
bei Lebensstiländerungen, um ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zu senken.

„Als Arzt, Läufer und Familienvater ist effektives Zeitmanagement essenziell. Wenn ich vor der Arbeit eine lange Trainingseinheit einplane, muss alles gut vorbereitet sein – vom Frühstück bis zur Kleidung.“

Interview

med.ium: Woher kommen Sie und wie sind Sie zum Laufsport gekommen? 

Dr. Sareban: Ich bin in Graz geboren und aufgewachsen. Meine Eltern kommen aus dem Iran – eine Verbindung, die mir eine kulturelle Offenheit und Vielschichtigkeit mitgegeben hat, die ich sowohl im ärztlichen Alltag als auch im Sport als große Bereicherung empfinde. Meinen ersten Marathon bin ich während des Medizinstudiums im Alter von 23 Jahren gelaufen. Im gleichen Jahr habe ich meinen ersten Ironman Triathlon
erfolgreich beendet. Seitdem habe ich bei über 20 Marathonläufen, 5 Ironman Triathlons und drei 100 km Straßenläufen teilgenommen. 

med.ium: Was sind Ihre größten sportlichen Erfolge? 

Dr. Sareban: Zu meinen sportlichen Höhepunkten zählt der Staatsmeistertitel im 100 km Ultralauf, den ich 2024 in einer Zeit von 7:09 Stunden gewinnen konnte – das ist zugleich die neuntschnellste je von einem Österreicher gelaufene Zeit auf dieser Distanz. 2023 wurde ich Vize-Staatsmeister im Marathon mit einer Zeit von 2:29 Stunden. Besonders stolz bin ich auch auf meinen 58. Platz bei den Weltmeisterschaften im 100 km Straßenlauf 2022. Darüber hinaus halte ich den österreichischen Altersklassenrekord (45+) über 3000 Meter auf der Bahn, konnte beim Mozart100 über die 33 km Distanz den zweiten Platz erringen und habe über die Jahre hinweg mehrere Topplatzierungen beim Salzburg Marathon erreicht. Diese Erfolge bedeuten mir nicht nur sportlich viel – sie zeigen auch, was mit strukturiertem Training, großer Leidenschaft und einem klaren Fokus selbst neben einem fordernden ärztlichen Beruf und Familie möglich ist.

med.ium: Sind Sie Mitglied in einem Verein und wenn ja, in welchem? 

Dr. Sareban: Meine sportliche Laufbahn begann beim Allgemeinen Turnverein Graz, wo ich als Jugendlicher als Mittelstreckenläufer geprägt wurde. Trotz beruflicher Stationen im Ausland – etwa als Forscher und später als Assistenzund Oberarzt in den USA und Deutschland – bin ich dem Verein bis heute eng verbunden geblieben. Die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe – Freundschaften, sportliche Erfolge, aber auch Rückschläge – haben mich nicht nur als Sportler, sondern auch als Mensch und Mediziner nachhaltig geprägt. Dieses Umfeld hat mir Werte wie Teamgeist und Durchhaltevermögen vermittelt. Deshalb war für mich trotz mehrerer attraktiver Vereinsangebote nie ein Wechsel ein Thema. Die Kontinuität und der Rückhalt im Verein bedeuten mir mehr als reine sportliche Vorteile. 

med.ium: Was sagen Ihre Kolleg*innen und Patient*innen zu Ihrer Leidenschaft? 

Dr. Sareban: Der Großteil meines Trainings findet in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zur Arbeit statt, und das kann auch schon mal eine Marathonstrecke sein. Das sorgt durchaus für Erstaunen, selbst bei sportlich aktiven Kolleginnen und Kollegen. Bei Patientinnen und Patienten, die oft wegen sportbedingter Beschwerden zu uns kommen, ruft das gelegentlich Verwunderung hervor – doch meist auch Respekt. Ich erkläre dann gerne, dass solche Distanzen nicht aus einem spontanen Entschluss entstehen, sondern das Ergebnis von fast drei Jahrzehnten kontinuierlichen Trainings sind. Die Leidenschaft für den Laufsport, gepaart mit dem Drang, sich stetig neue Ziele zu setzen, hat mich Schritt für Schritt dorthin geführt. Für mich ist es eine Form von aktiver Lebensgestaltung, die Körper und Geist in Einklang bringt – und die mir auch in meinem Beruf als Arzt viel gibt. 

med.ium: Worauf liegt Ihr Fokus als Facharzt für Innere Medizin konkret? 

Dr. Sareban: Als Kardiologe und Sportmediziner liegt mein Fokus sowohl auf der Betreuung von Patientinnen und Patienten als auch von leistungsorientierten Athletinnen und Athleten auf Prävention und Rehabilitation. Ziel ist es, kardiovaskuläre und andere internistische – aber auch orthopädische – Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Bei Sporttreibenden geht es vor allem darum,
gesundheitliche Belastungsgrenzen präzise zu definieren, damit sie ihren Sport langfristig und beschwerdefrei ausüben können. Im klinischen Alltag mit Patientinnen und Patienten steht hingegen häufig die Förderung von Lebensstiländerungen im Vordergrund – gelegentlich unterstützt durch medikamentöse Therapie –, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zu senken.

„Der Großteil meines Trainings findet in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zur Arbeit statt, und das kann auch schon mal eine Marathonstrecke sein. Das sorgt durchaus für Erstaunen, selbst bei sportlich aktiven Kolleginnen und Kollegen. Bei Patientinnen und Patienten, die oft wegen sportbedingter Beschwerden zu uns kommen, meist auch Respekt.“

med.ium: Woran arbeiten oder forschen Sie aktuell?

Dr. Sareban: Aktuell forsche ich neben meiner oberärztlichen Tätigkeit an der SALK am Ludwig-Boltzmann-Institut für Digitale Gesundheit und Prävention. Dort beschäftigen wir uns unter anderem mit der Frage, wie digitale Gesundheitsanwendungen – etwa Apps, tragbare Sensoren oder Telemonitoring – Menschen dabei unterstützen können, nachhaltige Veränderungen in ihrem Lebensstil umzusetzen. Gerade im Bereich der Prävention und Rehabilitation sind digitale Tools ein vielversprechender Hebel, um Motivation, Struktur und Kontrolle alltagstauglich zu verknüpfen. Ein zweiter Schwerpunkt meiner Forschung liegt auf der Frage, wie sich das Herz-Kreislauf-System durch regelmäßigen Ausdauersport – insbesondere im Langstreckenbereich – anpasst. Dieses Wissen hilft nicht nur bei der sportmedizinischen Betreuung von Athletinnen und Athleten, sondern liefert auch wertvolle Erkenntnisse für die kardiovaskuläre Prävention insgesamt.

med.ium: Welche herausragenden Erfahrungen haben Sie im Ausdauersport und in Ihrer ärztlichen Tätigkeit gemacht?

Dr. Sareban: Wenn ich an prägende Erlebnisse denke, kommen mir nicht zuerst die Erfolge in den Sinn, sondern die Rückschläge. Gerade im Ultraausdauersport zeigt sich sehr deutlich: Wenn körperliche oder mentale Vorbereitung nicht passen, fordert der Körper früher oder später den Ausstieg – und manchmal ist das Beenden eines Wettkampfs die einzige vernünftige Entscheidung. Diese Grenzerfahrungen, das mentale Ringen in solchen Momenten und die ehrliche Analyse im Nachgang gehören für mich zu den wertvollsten Lernprozessen. Ich bin überzeugt, dass wir als Gesellschaft zunehmend unter einer „Komfort-Krise“ leiden. Der (Ultra)Ausdauersport stellt dem etwas entgegen – denn er zwingt einen dazu, die eigene Komfortzone konsequent zu verlassen. Das ist nach meinem Empfinden nicht nur Voraussetzung für sportliches, sondern auch für persönliches Wachstum. Als Sportmediziner sehe ich meine Aufgabe darin, gesunde Menschen, die bereit sind, sich herauszufordern, fundiert zu begleiten – aber auch Patientinnen und Patienten realistisch zu zeigen, wo ihre körperlichen Grenzen liegen und welche Möglichkeiten es dennoch gibt, aktiv zu bleiben. Es muss nicht immer Ultra sein: Körperliche Bewegung – angepasst und regelmäßig – kann in jeder Lebenslage Gesundheit stärken und die mentale Stärke fördern.

„Der (Ultra)Ausdauersport zwingt einen dazu, die eigene Komfortzone konsequent zu verlassen. Das ist nach meinem Empfinden nicht nur Voraussetzung für sportliches, sondern auch für persönliches Wachstum.“

med.ium: Was können Sie vom Marathonlaufen für Ihren Beruf mitnehmen?

Dr. Sareban: Der Ausdauersport hat mir viele Qualitäten vermittelt, die auch in der Medizin und in der Wissenschaft unverzichtbar sind: Disziplin, Konsequenz, strukturiertes Denken – aber vor allem Durchhaltevermögen. Als Arzt, Läufer und Familienvater ist zudem effektives Zeitmanagement essenziell. Wenn ich vor der Arbeit eine lange Trainingseinheit einplane, muss alles gut vorbereitet sein – vom Frühstück bis zur Kleidung. Aber: Das Leben verläuft nicht immer planbar. Familiäre oder berufliche Umstände können den Trainingsplan durchkreuzen und gehören dazu – und hier hilft mir der Optimismus aus dem Sport. Auch wenn einmal eine Einheit aufgrund von Familie oder Beruf ausfallen muss, bleibe ich zuversichtlich, dass es im Wettkampf dennoch funktionieren kann. Genau diese Kombination aus Planung, Anpassungsfähigkeit und innerem Antrieb ist für mich das Verbindende zwischen Medizin und dem (Ultra)ausdauersport.