Von Mag. Christoph Schwalb | med.ium 11+12/2025
Von der kleinen Ordination zum großen, geräumigen Primärversorgungszentrum. Diesen Schritt gewagt hat vor über einem Jahr der Facharzt für Allgemein- und Familienmedizin Dr. Richard Barta. Zusammen mit seiner langjährigen Kollegin und Fachärztin für Allgemein- und Familienmedizin Dr. Veronika Lange leitet er seit Oktober 2024 das Gesundheitszentrum in Itzling. Die neue Primärversorgungseinrichtung (PVE) bietet gegenüber der vorigen Ordination ein breiteres Leistungsspektrum, von der Akutversorgung, der Behandlung chronischer Erkrankungen bis hin zu präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen.
Neu ist die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen, insbesondere Physiotherapeuten, Psychotherapeuten und SozialarbeiterInnen haben in der PVE von Dr. Barta und Dr. Lange neue Räumlichkeiten gefunden. Sie freuen sich, eng mit dem Ärzteteam zusammen arbeiten zu können, um so gemeinsam die Behandlung der Patientinnen und Patienten noch effektiver, schneller und ganzheitlicher gestalten zu können. Dr. Barta ist neben seiner Tätigkeit als Facharzt auch Referent Arzt für Allgemeinmedizin und Bezirksärztevertreter in der Stadt Salzburg und hat so einen umfassenden Überblick über die Belange seiner Patientinnen und Patienten aber auch die seiner Kolleginnen und Kollegen.
Das erweiterte Praxisteam begleitet die PatientInnen mit viel Erfahrung, Einfühlungsvermögen und einem offenen Ohr durch alle Lebenslagen. Das PVE ist die erste Anlaufstelle für alle gesundheitlichen Fragen und eine umfassende Vorsorge. Ob körperliche Beschwerden, seelische Belastungen oder Sorgen im Alltag – das Team rund um Dr. Barta und Dr. Lange nimmt sich Zeit für die Patientinnen und Patienten und schaut, wie sie ihnen bestmöglich zur Seite stehen können.
Zusatzausbildungen und die Offenheit, auch über den schulmedizinischen Tellerrand hinauszuschauen, machen eine ganzheitliche Betreuung und Therapie möglich. Im Bedarfsfall überweisen sie die PatientInnen an weitere Fachärzte.
In Stadt und Land Salzburg gibt es seit Ende 2024 sieben PVE, davon drei in der Stadt und außerhalb der Landeshauptstadt je eines in Hallein, St. Gilgen, Mittersill und Saalfelden. Weitere Eröffnungen in der Stadt Salzburg und im Pongau sind für Anfang 2026 geplant.
Wie haben Sie die Zeit seit der Eröffnung Ihrer PVE erlebt – insbesondere in Bezug auf die Zusammenarbeit? Und wie geht es Ihnen aktuell damit?
Dr. Richard Barta: Frau Dr. Lange und ich haben schon zuvor eng zusammengearbeitet – sie ist ein zentraler und verlässlicher Bestandteil unseres Teams geworden.
Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir uns bewusst entschieden, diesen Weg weiterzugehen und unsere Struktur in ein Primärversorgungszentrum (PVE) zu überführen – aus unterschiedlichen, sowohl organisatorischen als auch inhaltlichen Gründen.
Neu ist dabei insbesondere, dass wir die Verantwortung nun gemeinsam tragen und uns dadurch intensiver mit Fragen der internen Abstimmung, der Rollenverteilung und der strategischen Entwicklung auseinandersetzen. Bereits zu Beginn haben wir uns die Zeit genommen, unsere gemeinsamen Ziele und Visionen zu definieren, um sicherzustellen, dass wir in dieselbe Richtung arbeiten.
Ein wesentlicher Bestandteil unserer Zusammenarbeit ist eine offene, klare und zeitnahe Kommunikation. Wir haben uns darauf verständigt, Themen und mögliche Konflikte frühzeitig anzusprechen, anstatt sie aufzuschieben – das schafft Vertrauen und ist aus meiner Sicht die Grundlage für eine stabile und erfolgreiche Zusammenarbeit.
Dr. Veronika Lange: Die Zusammenarbeit mit Dr. Barta funktioniert hervorragend – wir ergänzen uns sehr gut in unseren jeweiligen Kompetenzen und Fähigkeiten. Die Basis dafür ist ein langjähriges, vertrauensvolles Arbeitsverhältnis, da ich zuvor bereits regelmäßig als seine Vertretungsärztin tätig war. Wir kennen einander gut, wissen, wie der jeweils andere arbeitet – und das auf sehr ähnliche Weise. Dieses gegenseitige Vertrauen ist eine wesentliche Grundlage für eine funktionierende Gruppenpraxis.
Welche Herausforderungen und Chancen haben sich ergeben?
Dr. Barta: Eine der größten Herausforderungen war sicher die bauliche Erweiterung unseres Zentrums – also die „Baustelle im laufenden Betrieb“ –, um ausreichend Raum für unser gewachsenes Team zu schaffen. Parallel dazu war auch die technische Umstellung, insbesondere im Bereich der EDV, ein anspruchsvoller Prozess. Wir mussten sicherstellen, dass die unterschiedlichen Berufsgruppen – von der Medizin über die Pflege bis hin zur Therapie und Sozialarbeit – in unseren digitalen Strukturen gut abgebildet sind.
Gleichzeitig war die Erweiterung des Teams eine große Chance und Bereicherung. Die Zusammenarbeit mit so vielen unterschiedlichen Professionen eröffnet neue Perspektiven, stärkt das Verständnis füreinander und verbessert letztlich die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten.
Dr. Lange: Das erste Jahr war geprägt von positiven, aber durchaus fordernden Aufgaben – viele davon lagen außerhalb der klassischen ärztlichen Tätigkeit. So habe ich etwa Handwerker koordiniert, Vorstellungsgespräche geführt und Mietfragen geklärt – Themen, die man im Medizinstudium nicht lernt. Gleichzeitig bestand die Herausforderung darin, den Fokus nicht zu verlieren: auf das, was ich gelernt habe – Medizin, Menschen zu helfen.
Die größte Chance liegt für mich im bereichernden interdisziplinären Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Gerade bei komplexen sozialen Fragestellungen – etwa, wenn PatientInnen ihre Miete oder Medikamente nicht bezahlen können – ist es eine große Unterstützung, direkt an Sozialarbeit oder Psychotherapie weiterverweisen zu können.
Wie zufrieden sind Sie und Ihre Patientinnen und Patienten?
Dr. Barta: Es ist ein großes Glück, mit so engagierten und kompetenten Menschen zusammenarbeiten zu dürfen. Der fachliche Austausch, die gegenseitige Inspiration und die unterschiedlichen Blickwinkel der einzelnen Professionen sind für mich persönlich eine der größten Motivationen.
Auch von unseren Patientinnen und Patienten erhalten wir überwiegend sehr positives Feedback. Viele schätzen das erweiterte Angebot und die bessere Erreichbarkeit der unterschiedlichen Gesundheitsberufe unter einem Dach. Natürlich gibt es auch einzelne Personen, die den Charakter der früheren kleinen, vertrauten Praxis ein wenig vermissen – das ist verständlich. Aber auch diese Menschen können wir gut begleiten und zeigen, dass durch die Erweiterung letztlich ein Mehrwert für alle entstanden ist.
Dr. Lange: Die Abläufe sind effizienter geworden – das spart nicht nur uns, sondern auch unseren PatientInnen Zeit und Energie. Ein Beispiel: Wenn jemand mit einer Erschöpfungsdepression kommt, ist es unrealistisch, ihm eine Liste mit hundert PsychotherapeutInnen zu geben und zu erwarten, dass er sich selbst darum kümmert. Nun können wir sagen: „Kommen Sie direkt zu uns – die Therapie findet in unseren Räumlichkeiten statt.“
Die Hemmschwelle ist dadurch deutlich niedriger. Wir können die PatientInnen entlasten und ihnen mit einem niederschwelligen Angebot helfen. Unsere KollegInnen im erweiterten Team übernehmen die ersten Therapieeinheiten – in der Regel sechs bis zehn. Die Rückmeldungen der PatientInnen sind überwiegend sehr positiv. Manche sind überrascht über die Anzahl der OrdinationsassistentInnen – aber auch das wird schnell als Zeichen der Weiterentwicklung verstanden. Unsere neuen KollegInnen freuen sich ebenfalls, Teil eines engagierten Teams zu sein – und nicht mehr isoliert arbeiten zu müssen.
Was hat sich verändert?
Dr. Barta: Aus der früheren Einzelpraxis ist ein interdisziplinäres Team geworden, das nun auch Psychotherapie, Sozialarbeit und Physiotherapie umfasst. Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit der Österreichischen Gesundheitskasse, die es ermöglicht, dass bei uns regelmäßig Diätberatungen stattfinden.
Unser Ziel ist es, Gesundheit in einem ganzheitlichen Sinn zu fördern – medizinisch, psychologisch und sozial. Und natürlich haben wir schon weitere Visionen: Derzeit bauen wir eine Kooperation mit der FH Salzburg auf, um künftig auch im Bereich Forschung und Lehre aktiv zu werden. Damit wollen wir einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Primärversorgung leisten – sowohl inhaltlich als auch strukturell.
Wie ist die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Partnern im PVE?
Dr. Lange: Dr. Barta, unsere Managerin und ich treffen uns wöchentlich zu einem fixen Termin, um aktuelle Themen zu besprechen. Mit dem Kernteam haben wir ursprünglich monatliche Besprechungen abgehalten – diese finden mittlerweile alle sechs Wochen statt, damit auch Raum für das erweiterte Team bleibt.
Künftig planen wir gezielte Treffen: einerseits für das Kernteam, andererseits für das erweiterte Team aus Physiotherapie, Psychotherapie und Sozialarbeit. Unser Ziel ist es, dass sich alle als Teil eines gemeinsamen Teams verstehen und das auch spüren. Zusätzlich organisieren wir zweimal jährlich ein Treffen für das gesamte Team – also für alle Berufsgruppen gemeinsam.